Kirchbauverein Weixdorf e.V.

Pastor Roller Kirche

Aus der Geschichte unserer Rollerkirche - Foto einer Zusammenfassung ...
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Samuel David Roller in Weixdorf/Lausa

Text von Frieder Hecker (Pfarrer im Ruhestand)

 

Dezember 2020
Im Jahr 1939 hat der Weixdorfer Kirchenvorstand beim Landeskirchenamt den Antrag eingereicht, das hiesige Gotteshaus künftig Pastor-Roller-Kirche nennen zu dürfen. Er wollte damit einen Pfarrer würdigen, der unserem Dorf weit über seine Grenzen hinaus Beachtung gebracht hat. „Roller war, besonders in den kirchlich gesinnten protestantischen Kreisen, weit und breit bekannt“, so beschreibt ihn Ludwig Richter in seinen „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers“, und auch junge Weixdorfer, sobald sie sich mit ihm beschäftigen, können sich dem Reiz seiner Persönlichkeit nicht entziehen.

Burggraf Dohna aus dem Hermsdorfer Schloss hatte ihn im Jahr 1811 hierher geholt, musste ihm freilich bei seiner Werbung die Frage beantworten: „Liegt Lausa in Polen oder Schweden?“ Zuvor war er Hauslehrer bei Familie Heynitz im Schloss Königshayn, danach gründete er in Dresden eine Knabenschule (hier war Theodor Körner sein Schüler), und nach einer kurzen ersten Zeit als Gemeindepfarrer in Döbernitz fand er in Lausa/Weixdorf eine Gemeinde, der er treu blieb, bis er im Jahr 1850 starb.

David Samuel Roller hatte große Kenntnisse und war für vieles begabt: Als Pädagoge schrieb er eine „Spielschule zur Bildung der fünf Sinne für kleine Kinder“. Als Obstgärtner verfasste er die Schrift: „Von den schädlichen Obstraupen und den sichersten Mitteln, sie zu vertilgen“. Als Heilpraktiker half er offenkundig erfolgreich an Epilepsie Erkrankten mit einem Wundermittel, einem Pulver aus in 12 Nächten geschossenen und im Ofen verkohlten Elstern. Als Liederdichter schuf er für seine Kirche ein neues Gesangbuch. Als Weinbauer war er in den Dörfern hilfreich beim Verschneiden der Weinstöcke.

Insgesamt „traten im Amte der volle Ernst und die Würde seines eigensten Wesens hervor, während im freundschaftlichen Gespräch die kindlichste Naivität und schalkhafter Humor sein Gesicht durchleuchteten“, so der Maler Ludwig Richter in seinen Erinnerungen. Darüber hinaus war er ein Original von sehr eigenwilliger Prägung. So war er überzeugt, dass, wer auf Wendeltreppen ganz innen geht, enorm viel Weg spart. Weiße Tischtücher bei den Mahlzeiten lehnte er ab, da so Fasern zum Nachteil der Därme mit eingeschlungen würden. Chauseen, die damals im Bau befindlich waren, hielt er für die Kommunikation eher schädlich als förderlich. Seinen Kantor, falls der nicht spurte, wollte er mit dieser seiner Faust ersticken wie einen Floh. Als Familie Heynitz ihn auf einen Löffel Suppe nach Hermsdorf einlud, verzehrte er einen Löffel Suppe und war durch nichts zu einem zweiten zu bewegen.

So amüsant und interessant dies alles (und noch vieles mehr) immer sein mag, zum Kern von Rollers Wesen dringen wir erst dort vor, wo er uns als „einziger gläubiger Theologe der Umgegend“ vor Augen steht. Mit dieser Charakterisierung empfahl die Hermsdorfer Burggräfin von Dohna, der das Haus Gottessegen in der Hauptstraße bewohnenden Familie von Kügelgen den Lausaer Pastor für die Konfirmation der Söhne Wilhelm und Gerhard. Ihre Empfehlung hatte sie noch kräftig unterstrichen mit dem Hinweis, dass Sohn Wilhelm hier gemeinsam mit Hermann Erbgraf zu Stolberg-Wernigerode und seinen Bruder Graf Bernhard konfirmiert werden würde.

Wilhelm von Kügelgen hat Jahrzehnte später seine Zeit in Lausa in seinen „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ ganz köstlich beschrieben und er hat mit dem Bericht von der Konfirmation im Jahr 1817 seinem Pfarrer ein schwer beeindruckendes Denkmal geschaffen: „Vor uns stand Roller… Er sah wie ein Felsen aus vom ersten Schöpfungstage, wie ein Denkstein aus uralter Zeit. Die feste Gestalt…die objektive Rede, aus der nicht die Zerrissenheit menschlicher Meinungen, sondern die majestätische Gewissheit unwandelbarere Wahrheit sprach, das alles hatte etwas Apostolisches. Sein dunkles Auge lag auf uns mit dem Ausdruck der sorgenden Liebe…“


Noch vieles wäre zu erzählen:

Die Tabakspfeife,
Die berühmte Klappe im Fußboden des Pfarrhauses,
Der Schulneubau (heute unser Kindergarten „Himmelsschlüssel“),
und natürlich auch die Ehe des gut 60-jährigen mit der 26jährigen Clara von Paschwitz.

 

Wer mehr hören möchte:

Nach Corona soll dazu bei einem Gemeindeabend Gelegenheit sein.

 

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Ihre großzügige Spende sorgte im Jahr 1912 für eine Umgestaltung des Kircheninnenraumes.

Der damalige Pfarrer Siedel überlegte, wie er einige seiner Pläne in die Tat umsetzen kann.

Doch lesen Sie den interesanten Bericht, aufgeschrieben von Pfarrer Siedel, dazu selbst:

Tagebuch Pfarrer Siedel

 

 

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